Die Borderline-Persönlichkeitsstörung betrifft nicht nur die Betroffenen selbst, sondern hat oft tiefgreifende Auswirkungen auf die gesamte Familie. Angehörige stehen vor emotionalen, zwischenmenschlichen und praktischen Herausforderungen, die eine besondere Achtsamkeit und Unterstützung erfordern. Doch mit dem richtigen Wissen und geeigneten Strategien können Familienmitglieder lernen, besser mit der Situation umzugehen und gleichzeitig auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten.
- Auswirkung auf die Familie
- Hilfreiche Strategien
- Tipps für den gemeinsamen Alltag
- Fazit
Auswirkungen auf die Familie
Angehörige von Borderline-Betroffenen können sich oft wie in einer emotionalen Achterbahn fühlen. Unvorhersehbare Wutausbrüche, intensives Ausleben von Gefühlen oder Rückzüge können überwältigend sein und emotional belasten. Familienmitglieder können dazu neigen, sich zu fragen, ob sie etwas falsch gemacht haben oder fühlen sich verantwortlich für die Probleme des Betroffenen. Wichtig ist hier, sich davon abzugrenzen und anzuerkennen, dass die herausfordernden Verhaltensweisen des Borderline-Betroffenen aus einer Krankheit resultieren. Die Impulsivität, die mit einer Borderline-Erkrankung einhergeht, erschwert die Kommunikation und Gespräche können schnell eskalieren. Diese instabilen und oft schwer berechenbaren Situationen können Auswirkungen auf die gesamte Familie haben – von finanziellen Problemen bis hin zur Vernachlässigung der Bedürfnisse anderer Familienmitglieder.
Hilfreiche Strategien für den Umgang
Ein deeskalierender und empathischer Umgang mit Borderline-Betroffenen ist wichtig. Folgende Strategien können genutzt werden, um ein harmonisches Miteinander innerhalb der eigenen Familie zu fördern:
- Wissen und Verständnis entwickeln: Informiere dich über die Borderline-Erkrankung, um die Symptome und Verhaltensweisen besser einordnen zu können. Verständnis schafft die Grundlage für Geduld und Empathie.
- Klare Grenzen setzen: Es ist wichtig, Grenzen zu definieren und einzuhalten – sowohl zum Schutz der eigenen emotionalen Gesundheit als auch, um dem Betroffenen Orientierung zu geben.
- Emotionale Distanz wahren: Versuche, emotionale Ausbrüche nicht persönlich zu nehmen. Bewahre Ruhe und lasse dich nicht in impulsive Konflikte hineinziehen.
- Kommunikation verbessern:
- Ich-Botschaften: Sprich über deine Gefühle, ohne Vorwürfe zu machen. („Ich fühle mich überfordert, wenn...“)
- Aktives Zuhören: Zeige Verständnis, ohne direkt Lösungen anbieten zu wollen. Oft sind gut gemeinte Ratschläge gar nicht gewollt, sondern viel eher eine Schulter zum Anlehnen.
- Selbstfürsorge: Angehörige dürfen ihre eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen. Nimm dir regelmäßig Zeit für dich selbst und suche Unterstützung, wenn du diese brauchst.
- Professionelle Hilfe einbeziehen: Familien- oder Paartherapien können helfen, bessere Kommunikations- und Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Für Betroffene ist die Dialektisch-Behaviorale Therapie oder eine Psychotherapie, die auf schematherapeutischen Techniken basiert wie beispielsweise priovi, besonders wirksam.
Tipps für den gemeinsamen Alltag
Wie so oft kann ein harmonisches Miteinander nur mit Kompromissen und viel Verständnis füreinander entstehen. Auch wenn es für alle Parteien eine Herausforderung sein mag, ist es wichtig, sich in der Mitte zu treffen. Die folgenden drei Tipps können dabei helfen, den gemeinsamen Alltag zu bewältigen, ob nun als Familie, in einer Partnerschaft oder im Freundeskreis.
- Realistische Erwartungen setzen: Erwartungsmanagement ist im zwischenmenschlichen Umgang essentiell. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine Erkrankung. Fortschritte geschehen oft langsam und in kleinen Schritten. Bewusstsein darüber sowie transparente Kommunikation über gegenseitige Erwartungen und Bedürfnisse sollten geschaffen werden.
- Positives bestärken: Lobe Veränderungen und Fortschritte, auch wenn sie noch so klein erscheinen. Das stärkt die Motivation der Betroffenen, am Ball zu bleiben und schenkt ihnen wertvolle Anerkennung.
- Gemeinsame Zeit gestalten: Pflege Aktivitäten, die allen Familienmitgliedern oder Freunden und Freundinnen Freude bereiten und die Beziehung stärken. Tiefe Freundschaften stärken das Wohlbefinden und bieten eine wichtige Quelle der Unterstützung.
Fazit - Borderline in der Familie
Leben mit einem Familienmitglied, das von Borderline betroffen ist, kann eine Herausforderung sein. Mit dem richtigen Verständnis, einer klaren Kommunikation, gesunder Abgrenzung und Unterstützung können Familien lernen, gemeinsam mit der Erkrankung umzugehen und positive Beziehungen zu bewahren.