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Borderline & Alkohol – Der Teufelskreis der Sucht

Geschrieben von priovi Team | Nov 15, 2024 7:25:06 AM

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung stehen oft vor zahlreichen Herausforderungen in ihrem Alltag. Intensive Emotionen, ein schwankendes Selbstbild und Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen gehören zu den typischen Symptomen von Borderline. Doch ein weiteres Problem, welches viele Betroffene haben, ist der häufige Griff zu Alkohol. Abhängigkeitserkrankungen sind dabei eine der häufigsten komorbiden Erkrankungen bei Borderline-Betroffenen. Doch warum gehen Borderline und Alkohol vermeintlich Hand in Hand und wie können Betroffene damit umgehen? Das erfährst du in diesem Artikel.


  1. Warum greifen Borderline-Betroffene zum Alkohol?
  2. Borderline & Alkohol als Abwärtsspirale: Die Risiken
  3. Hilfsangebote bei Borderline & Alkohol-Sucht
  4. Kennst du schon priovi?
  5. Fazit

Warum greifen Borderline-Betroffene zu Alkohol?

Es gibt einige Gründe, warum viele Borderline-Betroffene zum Alkohol greifen:

  • Selbstmedikation
    Viele Betroffene erleben intensive Emotionen, die oft nur schwer zu regulieren sind. Alkohol kann kurzfristig helfen, diese Emotionen zu betäuben oder zumindest zu mildern. Alkohol schüttet Glücksgefühle aus und durch diese beruhigende und entspannende Wirkung können Selbstzweifel und Ängste wenigstens zeitweilig nicht mehr wahrgenommen werden. Das Leben scheint trotz Erkrankung für einen kurzen Moment deutlich leichter. Alkohol kann somit als eine Form der Selbstmedikation bei Borderline eingesetzt werden.
  • Impulsivität
    Impulsivität ist ein zentrales Merkmal der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Dies kann dazu führen, dass Betroffene impulsiv zu Alkohol greifen, ohne die langfristigen negativen Folgen für die eigene Gesundheit zu bedenken. Der Drang, sofortige Erleichterung zu finden, kann den Alkoholkonsum in kritischen Momenten fördern. Das gilt zudem auch für Sucht generell, sei es die Alkohol-, Spiel-, Kauf- oder Internetsucht.
  • Stress und Konflikte in Beziehungen
    Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung haben oft intensive, aber instabile Beziehungen. Konflikte und Spannungen mit nahestehenden Menschen sind da vorprogrammiert und können den emotionalen Stress verstärken, was wiederum den Wunsch nach Alkohol als Fluchtmittel verstärken kann. Für Betroffene ist es eine Möglichkeit, den Schmerz von Ablehnung oder Konflikten kurzfristig zu dämpfen.

Borderline & Alkohol als Abwärtsspirale: Die Risiken

Alkohol kann zwar kurzfristig helfen, starke Emotionen zu dämpfen, auf lange Sicht ist dies jedoch ein Trugschluss. Regelmäßiger sowie übermäßiger Alkoholkonsum bringt eine Vielzahl an Risiken mit sich, die besonders für Menschen mit Borderline gravierend sein können:

  • Verstärkung der Symptome: Alkohol kann die Emotionen noch intensiver und unkontrollierbarer machen. Oft folgt auf den Konsum ein intensiver emotionaler Absturz, der die Symptome weiter verstärkt.
  • Erhöhtes Risiko für selbstschädigendes Verhalten: Alkohol kann die Hemmschwelle für impulsives Verhalten senken, was bei Menschen mit Borderline zu einem erhöhten Risiko für selbstverletzende Handlungen oder Suizidgedanken führen kann.
  • Verschlechterung der sozialen Beziehungen: Da Alkohol oft zu impulsivem und manchmal aggressivem Verhalten führt, kann der Konsum bestehende Probleme in Beziehungen verschärfen und zu weiteren Konflikten führen.

In Beziehungen kann Überkompensation zu Missverständnissen und Konflikten führen, da die betroffene Person eine falsche Fassade aufrechterhält. Menschen mit einer Borderline-Erkrankung könnten beispielsweise übermäßig aggressiv oder dominant in einer Beziehung sein, um ihre Angst vor Ablehnung zu verbergen, was jedoch im Umkehrschluss dazu führt, dass Beziehungen belastet werden. Auch ganz generell lohnt es sich, auf Alkohol zu verzichten und dafür sprechen nicht nur die Gründe, die im Zusammenhang mit einer Borderline-Erkrankung stehen.

Dieses Jahr gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine neue Einschätzung bezüglich der empfohlenen Trinkmenge an Alkohol ab. Neueste Studien zeigten, dass es keine risikofreie Alkoholmenge gebe. Demnach sind auch geringe Mengen Alkohol pro Woche gesundheitsschädlich und stehen im Zusammenhang mit vielen körperlichen Erkrankungen. Ein Verzicht auf Alkohol beeinflusst deine Gesundheit auf direktem Wege, indem du das Risiko für alkoholbedingte Krankheiten verringerst.

Auf der anderen Seite ermöglicht dir der Alkoholverzicht mehr Klarheit und mehr Raum für Selbstfürsorge im Alltag, was bei einer Borderline-Erkrankung sehr wichtig ist. Es gibt viele gesündere Wege, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen, wie zum Beispiel regelmäßige Bewegung, ein unterstützendes Umfeld oder eine feste Tagesstruktur. Der Alkoholverzicht ist nicht immer leicht, aber die positive Veränderung im eigenen Leben kann die Anstrengung mehr als wert sein.

Hilfsangebote bei Borderline & Alkohol-Sucht

  • Bewusstsein schaffen
    Ein erster Schritt ist es, sich der Beziehung zwischen der Borderline-Persönlichkeitsstörung und dem Konsum von Alkohol bewusst zu werden. Das gilt sowohl für Betroffene als auch für Angehörige sowie Freunde und Freundinnen. Offen über das Thema zu kommunizieren, legt den Grundstein für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol.
  • Therapeutische Unterstützung suchen
    Professionelle Hilfe ist bei dieser Doppelbelastung von Borderline und Alkohol essentiell. Eine Psychotherapie bietet spezifische Ansätze, um Menschen mit Borderline zu helfen, ihre Emotionen besser zu regulieren und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Auch wirksame Online-Programme können unterstützen.

 

  • Achtsamkeit und alternative Bewältigungsstrategien fördern
    Es ist wichtig, alternative Strategien zu finden, um mit intensiven Emotionen umzugehen. Meditation, Journaling und Atemübungen können Betroffenen helfen, sich auf den Moment zu konzentrieren und ihre Emotionen ohne Substanzen zu bewältigen.
  • Unterstützung durch Selbsthilfegruppen
    Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein. Selbsthilfegruppen bieten einen Raum, in dem Menschen mit Borderline und Alkoholproblemen ihre Erfahrungen teilen und voneinander lernen können. Die Unterstützung einer Gemeinschaft kann das Gefühl der Isolation mindern und neue Perspektiven bieten.

Fazit - Borderline und Alkohol

Borderline und Alkohol stellen einen Teufelskreis dar. Alkohol bietet für Menschen mit Borderline oft eine kurzfristige Erleichterung, birgt aber langfristig zahlreiche Risiken. Angehörige sowie Freunde und Freundinnen können helfen, indem sie Verständnis und Geduld zeigen und Betroffene zu einer professionellen Unterstützung ermutigen. Ein stabileres Leben ohne Alkohol ist möglich – mit den richtigen Ressourcen und einem unterstützenden Umfeld.