Dieser Artikel ist Teil unserer Reihe über verschiedene Borderline-Typen. Heute geht es um den impulsiven Typ – einen Anteil, den viele Betroffene sicherlich gut kennen.
Manchmal verspürt man eine immer größer werdende, innere Spannung. Sie baut sich immer weiter auf – und dann passiert es. Ein Wutausbruch, ein Streit, der Griff zur Zigarette oder zum Alkohol. Alles nur, um endlich wieder etwas zu fühlen – oder um ein “Zuviel” loszuwerden.
Kennst du das? Dann könnte in dir der impulsive Typ besonders stark ausgeprägt sein.
- Der impulsive Borderline-Typ – wenn Gefühle durch Handlungen sprechen
- Was genau ist Impulsivität?
- Tipps zum Umgang mit Impulsivität bei Borderline
- Fazit
Der impulsive Borderline-Typ – wenn Gefühle durch Handlungen sprechen
Der impulsive Borderline-Typ beschreibt Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, bei denen impulsives Verhalten besonders im Vordergrund steht. Das bedeutet, dass Gefühle plötzlich und intensiv kommen und dann schnell durch Handlungen ausgedrückt werden. Diese Handlungen sind oft spontan und riskant, manchmal sogar selbstschädigend.
Typische Merkmale für den impulsiven Borderline-Typ sind:
- Schnelle, heftige Gefühlsausbrüche (vor allem Wut, aber auch Angst oder Verzweiflung)
- Handeln ohne nachzudenken, z. B. riskantes Fahren, Substanzkonsum, Selbstverletzung oder übermäßiges Ausgeben von Geld
- Starke Reizbarkeit und Ungeduld
- Ständige Suche nach Ablenkung oder Kicks, um unangenehme Gefühle zu vermeiden
- Konflikte mit anderen, oft durch unüberlegte Reaktionen
Was genau ist Impulsivität?
Impulsivität bedeutet, spontan und ohne langes Nachdenken zu handeln – oft getrieben von einem starken inneren Drang oder Gefühl. Entscheidungen werden dann „aus dem Bauch heraus“ getroffen, ohne die möglichen kurz- und langfristigen Konsequenzen wirklich abzuwägen. Das Verhalten kann auf andere unangemessen, unkontrolliert und unbedacht wirken.
Typisch für impulsives Verhalten ist:
- Es passiert schnell und unüberlegt
- Es steht häufig in engem Zusammenhang mit starken Emotionen
- Es hat vermehrt negative Folgen – für einen selbst oder andere, weil ein ausführliches Abwägen der Konsequenzen nicht stattfindet
Für Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ist Impulsivität häufig eine Reaktion auf innere Anspannung oder emotionale Überforderung. Die Fähigkeit zur eigenen Impulskontrolle kann sowohl bei Borderline als auch bei anderen psychischen Erkrankungen eingeschränkt sein. Ein impulsives Verhalten kann kurzfristig Erleichterung bringen – zum Beispiel durch Selbstverletzung, riskantes Verhalten, das kurzfristig zu anhaltenden Glücksgefühlen führt, oder Eskalation in Beziehungen, die einem einen “Kick” geben.
Impulsives Verhalten ist oft kein "böser Wille", sondern häufig eher ein Versuch, mit etwas Unerträglichem umzugehen: mit innerem Druck, Leere oder überwältigenden Emotionen. Dahinter können verschiedene Ursachen stecken:
- Frühe emotionale Verletzungen, die nie verarbeitet wurden
- Schwierigkeiten mit der Emotionsregulation – starke Gefühle fühlen sich „zu viel“ an und lösen Überforderung aus
- Ein mangelndes Gefühl für sich selbst – Impulsivität füllt eine Leere
- Das Bedürfnis, gesehen zu werden – auch wenn es durch Drama oder Konflikt geschieht
Tipps zum Umgang mit Impulsivität bei Borderline
Kurzfristig erscheint impulsives Verhalten für Betroffene oft wie die einzige Option, langfristig ist solches Verhalten allerdings nicht zielführend. Hier sind Wege, wie du lernen kannst, deine Reaktion stärker zu kontrollieren:
1. Gefühle benennen lernen
Oft geht dem impulsiven Handeln ein Gefühl voraus, das gar nicht richtig wahrgenommen wurde. Selbstreflexion kann hier hilfreich sein, zum Beispiel durch Journaling oder einfache Fragen wie „Was fühle ich gerade wirklich?“. So kannst du lernen, bewusster mit deinen Emotionen umzugehen.
2. Eine Pause einlegen
Impulsivität lebt davon, sofort zu reagieren. Wenn du lernst, dir einen Moment Pause zu nehmen – z. B. dreimal tief durchatmen, kurz aus dem Raum gehen, die Hände mit kaltem Wasser abwaschen –, kannst du beginnen, alte Muster zu durchbrechen.
3. Skills als Notfallkoffer
Der Einsatz von sogenannten „Skills“ kann helfen, den inneren Druck abzubauen, ohne sich selbst zu schaden. Sie sind wertvolle Hilfsmittel, um besser mit Stress und belastenden Gefühlen umzugehen und bieten dir eine Vielzahl von Techniken, die du in deinem Alltag nutzen kannst, um emotionales Gleichgewicht zu finden.
4. Langfristige Strategien entwickeln
In priovi und anderen Therapieformen geht es unter anderem darum, nicht nur die eigenen Impulse zu kontrollieren, sondern auch die dahinterliegenden Muster zu verstehen – und neue Wege zu entwickeln, mit Stress und Überforderung umzugehen.
Kennst du schon priovi?
Du möchtest dich im Rahmen deiner Selbsthilfe auch mit Borderline auseinandersetzen, mehr über die Krankheit und dich selbst lernen sowie dir Strategien zurechtlegen, mit deiner Diagnose und deinem Verhalten umzugehen? Dann könnte priovi etwas für dich sein.
Was ist priovi?
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Du kannst dir priovi ganz einfach über deine Ärzt:in/Therapeutin oder deinen Arzt/Therapeuten sowie mit einer vorhandenen Diagnose über die TeleClinic verschreiben lassen.
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Schritt 2: Das Rezept online oder postalisch bei deiner Krankenkasse einreichen
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Fazit – Du bist nicht dein impulsives Verhalten
Vielleicht hast du das Gefühl, dass dein Verhalten dich bestimmt. Dass du „zu viel“ bist, „zu heftig“ oder „nicht zu kontrollieren“. Aber das bist nicht du – das ist ein Teil von dir, der gelernt hat, sich auf diese Weise zu schützen. Und das bedeutet: Es gibt auch andere Wege.
In den nächsten Artikeln dieser Reihe schauen wir uns weitere Typen an – zum Beispiel den aggressiven oder den abhängigen Typ. Jeder Borderline-Typ bringt eigene Herausforderungen mit sich – aber auch die Chance, sich selbst besser zu verstehen.