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Borderline & Beziehungen: Freundschaften trotz Borderline pflegen

Geschrieben von priovi Team | Sep 11, 2024 7:28:33 AM

 

Zusammenfassung

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) stellt sowohl Betroffene als auch enge Freunde vor große Herausforderungen. Beziehungen sind oft intensiv, wechselhaft und emotional aufgeladen. In diesem Blogartikel werfen wir einen Blick darauf, inwiefern Borderline Freundschaften beeinflussen kann und was du tun kannst, um erfüllende freundschaftliche Beziehungen einzugehen.


  1. Typische Beziehungsmuster
    1. Idealisierung & Abwertung
    2. Verlustangst
    3. Emotionale Intensität
    4. Nähe & Distanz
    5. Sensibilität für Ablehnung
    6. Bedürfnis nach Bestätigung
  2. Freundschaften stärken und stabilisieren
    1. Kommunikation
    2. Grenzen setzen
    3. Geduld
    4. Unterstützung
    5. Gleichgewicht
    6. Selbstfürsorge
  3. Fazit

Das können typische Beziehungsmuster in Borderline-Freundschaften sein

Der Aufbau und die Pflege von Freundschaften kann für Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung besonders schwierig sein. Oft zeigen Betroffene in Freundschaften bestimmte Beziehungsmuster, die durch emotionale Instabilität, intensive Gefühle und Unsicherheiten geprägt sind. Diese Muster können die Dynamik und die Stabilität der Freundschaft mit Borderline-Betroffenen stark beeinflussen. Hier sind einige typische Beziehungsmuster, die in Freundschaften bei Menschen mit BPS auftreten können:

  • Idealisierung und Abwertung
    Ein häufiges Muster in Borderline-Freundschaften ist der Wechsel zwischen Idealisierung und Abwertung. Zu Beginn einer Freundschaft betrachtet der Borderline-Betroffene den Freund oder die Freundin häufig als perfekten Begleiter. Allerdings kann diese Idealisierung schnell in Abwertung umschlagen, wenn der Freund oder die Freundin nicht den (oft unbewusst hohen) Erwartungen entspricht. Kleinere Enttäuschungen oder Missverständnisse können dazu führen, dass das Gegenüber plötzlich als negativ oder sogar feindlich wahrgenommen wird. Dieses Schwarz-Weiß-Denken führt in Freundschaften oftmals zu Verwirrung und Enttäuschung.
  • Verlustangst
    Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung haben oft eine starke Angst vor dem Verlassenwerden, die sich in Freundschaften auf unterschiedliche Weise zeigen kann. Diese Angst kann dazu führen, dass die betroffene Person sehr anhänglich wird oder ständig Rückversicherung sucht, dass die Freundschaft intakt ist. Gleichzeitig kann die Angst vor dem Verlust so überwältigend sein, dass sie zu impulsiven Handlungen führt, wie zum Beispiel das plötzliche Beenden der Freundschaft, um einem vermeintlichen Verlassenwerden zuvorzukommen. Diese Dynamik kann für Freunde sehr verwirrend und emotional belastend sein.
  • Emotionale Intensität
    Freundschaften mit Borderline-Betroffenen sind häufig von intensiven Emotionen geprägt. Dabei werden Gefühle wie Freude, Zuneigung, Wut oder Traurigkeit intensiv und oft plötzlich erlebt. Die häufige Impulsivität von Menschen mit Borderline kann dazu führen, dass schnell extreme Entscheidungen getroffen werden, wie beispielsweise der Kontaktabbruch oder unerwartete Vorwürfe, die die freundschaftliche Beziehung belasten.
  • Nähe und Distanz
    Die Beziehung zu einem Borderliner kann durch ein ständiges Hin und Her zwischen Nähe und Distanz geprägt sein. An einem Tag kann der Freundschaft eine große Nähe und Intimität zugestanden werden, am nächsten Tag kann sich der oder die Borderline-Betroffene emotional zurückziehen oder Distanz suchen. Diese Schwankungen spiegeln oft das innere emotionale Chaos wider und können für den Freund oder die Freundin schwer nachvollziehbar sein.
  • Hohe Sensibilität für Ablehnung
    Menschen mit Borderline haben oft ein geringes Selbstwertgefühl und sind dadurch sehr sensibel gegenüber wahrgenommener Ablehnung oder Kritik. Oftmals werden bereits harmlose Bemerkungen als schwerwiegende Zurückweisung oder persönlichen Angriff interpretiert. Diese hohe Sensibilität kann die Freundschaft stark belasten, da der oder die Borderline-Betroffene häufig starke Reaktionen, wie Wut oder Rückzug, zeigt. Befreundete von Menschen mit Borderline können sich dabei hilflos fühlen, da sie oft nicht verstehen, was diesen plötzlichen Umschwung ausgelöst hat.
  • Das Bedürfnis nach Bestätigung
    Ein weiteres typisches Beziehungsmuster bei Borderline ist die andauernde Suche nach Bestätigung und Anerkennung von Freunden und Freundinnen. Durch die starke Verlustangst von Menschen mit Borderline suchen diese häufig nach Rückversicherungen, dass die Freundschaft stabil ist. Dies kann auf Dauer viel Energie kosten und die Freundschaft belasten.

Wenn du diese Muster bei dir selbst erkennst, kann es hilfreich sein, darüber nachzudenken, wie du mit ihnen umgehen kannst, um deine Freundschaften zu stabilisieren. Eine Therapie und das Erlernen von Bewältigungsstrategien können dir dabei helfen, gesunde Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Letztendlich ist es wichtig, zu betonen, dass Menschen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung nicht beziehungsunfähig sind. Trotz einiger herausfordernden Verhaltensweisen, die aus einer Borderline-Erkrankung resultieren, können enge und unterstützende Freundschaften aufgebaut werden.

So kannst du deine Freundschafen trotz Borderline stärken und stabilisieren

Dass Freundschaften positive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden haben, ist allgemein bekannt. Auch für Menschen mit Borderline sind erfüllende Freundschaften wichtig, um Unterstützung zu erhalten, die sie so dringend benötigen.
Im Folgenden möchten wir dir einige Tipps mitgeben, was du tun kannst, um trotz Borderline Freundschaften aufzubauen und zu stabilisieren.

1. Klare Kommunikation: Deine Bedürfnisse verständlich machen
Offene Kommunikation ist der Schlüssel zu einer stabilen Freundschaft. Teile deinen Freunden und Freundinnen mit, wie du dich fühlst und was du brauchst. Viele Missverständnisse entstehen, weil dein Gegenüber vielleicht nicht versteht, warum du auf eine bestimmte Weise reagierst. Indem du deine Gedanken und Gefühle erklärst, hilfst du deinen Freunden und Freundinnen, besser auf dich einzugehen. Rede auch ehrlich über deine Erkrankung und die daraus resultierenden Verhaltensweisen. Dies hilft deinem Gegenüber dabei, dich besser verstehen zu können.

Wenn du zum Beispiel merkst, dass du Angst hast, verlassen zu werden, sprich das offen an. Erkläre, dass dies ein wiederkehrendes Gefühl ist, das nichts mit der tatsächlichen Beziehung zu tun hat, sondern Teil deiner Erkrankung ist.

2. Setze gesunde Grenzen – auch für dich selbst
Grenzen zu setzen, kann dir helfen, eine stabile Freundschaft zu führen. Dabei geht es nicht nur darum, die Grenzen deiner Freunde und Freundinnen zu respektieren, sondern auch deine eigenen Grenzen zu erkennen und zu wahren. Frage dich: Was tut dir gut und was nicht? Es ist in Ordnung, „Nein“ zu sagen, wenn du dich überfordert fühlst. Auch in Freundschaften ist es wichtig, sich Raum einzufordern, wenn du ihn benötigst.

3. Geduld mit dir selbst und anderen
Trotz Borderline Freundschaften zu pflegen, braucht Zeit und Geduld – sowohl von dir als auch von deinen Freunden und Freundinnen. Es ist wichtig, dass du dir selbst Zeit gibst, um an deinen Beziehungen zu arbeiten. Rückschläge gehören dazu und sind normal. Sei geduldig mit dir selbst und deinen Freunden und Freundinnen, wenn die Dinge nicht immer reibungslos verlaufen.

Erinnere dich daran, dass keine Freundschaft perfekt ist. Selbst wenn dich ab und zu Eigenschaften deiner Freunde oder Freundinnen stören, hast du sie doch trotzdem gerne um dich.

4. Nimm Unterstützung an und sprich über deine Herausforderungen
Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung kann Freundschaften belasten, aber du musst diese Last nicht alleine tragen. Zögere nicht, therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Eine Therapie kann dir helfen, deine Emotionen besser zu regulieren und gesunde Strategien für den Umgang mit Beziehungen zu entwickeln. Außerdem kannst du lernen, wie du deine Freunde und Freundinnen in schwierigen Momenten um Unterstützung bitten kannst, ohne dich dabei hilflos zu fühlen.

Es kann auch hilfreich sein, deinen Freunden und Freundinnen zu erklären, was du in der Therapie lernst und wie sie dich dabei unterstützen können.

5. Achte auf ein Gleichgewicht in der Freundschaft
Freundschaften beruhen auf Geben und Nehmen. Achte darauf, dass du nicht nur Unterstützung empfängst, sondern auch gibst. Zeige deinem Gegenüber, dass du für ihn oder sie da bist. Kleine Gesten wie das Zuhören, wenn andere über ihre Probleme sprechen,oder das gemeinsame Planen von Aktivitäten können viel bewirken.

Manchmal kann es hilfreich sein, sich bewusst zu machen, was du in die Freundschaft einbringst. So behältst du ein positives Selbstbild und trägst gleichzeitig zur Stabilität der Beziehung bei.

6. Selbstfürsorge nicht vergessen
Du kannst deine Freundschaften nur dann gut pflegen, wenn du auch auf dich selbst achtest. Selbstfürsorge bedeutet, dir die Zeit zu nehmen, um dich zu erholen, dich emotional zu stabilisieren und deine eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Je besser du für dich selbst sorgst, desto mehr kannst du auch in deine Freundschaften investieren.

Plane regelmäßig Momente ein, in denen du zur Ruhe kommst und dich um dich selbst kümmerst – sei es durch Entspannung, Hobbys oder einfach Zeit für dich allein.

Fazit - Freundschaften bei Borderline

Freundschaften sind eine wertvolle Quelle der Unterstützung, und es ist auch mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung möglich, stabile und erfüllende Beziehungen aufzubauen. Durch klare Kommunikation, das Setzen von Grenzen, Geduld und die Bereitschaft, an dir selbst zu arbeiten, kannst du deine Freundschaften stärken und für beide Seiten bereichernd gestalten.