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Borderline kommt selten allein: Essstörungen & Borderline

Geschrieben von priovi Team | Jun 14, 2024 11:04:24 AM

Essstörungen & Borderline

Essstörungen und Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) sind zwei komplexe psychische Erkrankungen, die oft gemeinsam auftreten und sich gegenseitig beeinflussen können. Ca. 30-70% aller Menschen mit Borderline sind auch von Essstörungen betroffen.1 Somit sind Essstörungen neben Depressionen die häufigsten mit auftretenden Krankheit bei Borderline-Betroffenen.

Dieses Zusammenspiel kann die Behandlung und das Leben mit Borderline erschweren und erfordert eine umfassende, ganzheitliche Herangehensweise.

 

Das toxische Zusammenspiel

Das Zusammenspiel von Essstörungen und der Borderline-Persönlichkeitsstörung ist komplex und vielschichtig. Einige der Hauptwege, in denen sich diese beiden Störungen gegenseitig beeinflussen können, sind:

  1. Emotionale Dysregulation: Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung können Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen zu regulieren, was zu impulsivem Essverhalten führen kann. Essen kann als Bewältigungsmechanismus dienen, um mit starken Emotionen umzugehen oder emotionale Leere zu füllen.
  2. Körperbild und Selbstwertgefühl: Ein gestörtes Körperbild und ein niedriges Selbstwertgefühl sind häufige Merkmale sowohl von Essstörungen als auch von Borderline-Persönlichkeitsstörung. Menschen mit diesen Störungen können sich durch ihr Aussehen oder ihr Gewicht definiert fühlen und versuchen, durch Kontrolle über ihre Nahrungsaufnahme oder ihr Gewicht ein Gefühl von Selbstwert zu erlangen.
  3. Zwischenmenschliche Beziehungen: Instabile zwischenmenschliche Beziehungen sind ein zentrales Merkmal der Borderline-Persönlichkeitsstörung und können auch das Essverhalten beeinflussen. Konflikte oder Spannungen in Beziehungen können zu übermäßigem Essen oder Restriktion führen, als Reaktion auf Gefühle der Ablehnung oder des Versagens.
  4. Selbstverletzendes Verhalten: Selbstverletzendes Verhalten, wie beispielsweise sich selbst verletzen oder übermäßiges Essen, kann bei Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung häufig vorkommen. Überessen oder Essen verweigern kann als eine Form der Selbstbestrafung oder Selbstberuhigung dienen.

 

Behandlungswege für Borderline & Essstörungen

Die Behandlung von Essstörungen und Borderline-Persönlichkeitsstörung erfordert eine multidisziplinäre Herangehensweise, die medizinische, psychotherapeutische und unterstützende Interventionen umfasst. Eine Therapie, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen jedes Einzelnen eingeht, ist entscheidend.

Für Menschen, die sowohl an Essstörungen als auch an Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden, ist eine Behandlung, die beides integriert, besonders wichtig. Dies kann die Kombination von Therapien wie kognitiver Verhaltenstherapie, Dialektisch-Behavioraler Therapie (DBT) und Unterstützungsgruppen umfassen, die darauf abzielen, sowohl das Essverhalten als auch die emotionalen Herausforderungen anzugehen. 

Wer starkes Untergewicht hat oder/und häufig erbricht oder andere gegenregulierende Maßnahmen (wie Abführmittel, übermäßigen Sport) einsetzt, sollte unbedingt parallel medizinisch begleitet werden, da hier das Risiko auf ernste Herz-Kreislauf-Entgleisungen besonders hoch ist.

Der Weg der Genesung ist für jeden individuell und erfordert Zeit, Geduld und Unterstützung. Eine ganzheitliche Herangehensweise, die die physischen, emotionalen und sozialen Aspekte der Gesundheit berücksichtigt, kann einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Menschen mit Essstörungen und Borderline-Persönlichkeitsstörung haben.

Hilfsangebote & Erfahrungsberichte

1 PiD - Psychotherapie im Dialog 2013; 14(04): 70-73