Disclaimer:
In diesem Artikel geht es um das Thema Trigger im Zusammenhang mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Dabei werden mögliche emotionale Auslöser und deren Auswirkungen thematisiert. Bitte achte gut auf dich beim Lesen – du kannst jederzeit eine Pause machen oder dir Unterstützung holen, wenn du merkst, dass es dir nicht gut geht.
Wenn plötzlich alles zu viel wird:
Ein kleiner Moment – ein Blick, ein Satz, eine Erinnerung – und auf einmal ist da dieses intensive Gefühl: Wut, Angst, Schmerz oder Leere. Für Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung können solche Situationen Auslöser für starke emotionale Reaktionen sein. In diesem Artikel schauen wir uns an, was Trigger eigentlich sind, warum sie so heftig wirken können – und wie man lernen kann, besser mit ihnen umzugehen.
Trigger sind Reize – Gedanken, Situationen, Gerüche, Geräusche oder Worte –, die bei Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung starke emotionale Reaktionen auslösen können. Sie sind oft mit schmerzhaften Erinnerungen oder tief verwurzelten inneren Überzeugungen verknüpft. Ein scheinbar harmloser Kommentar kann ganz plötzlich zu einem Trigger für Borderline-Betroffene werden und Gefühle wie Wut, Angst, Verzweiflung oder Leere auslösen. Ein Trigger kann dabei im Prinzip alles sein, was mit unseren Sinnen erfassbar ist. Worte, Gesten oder andere Verhaltensweisen von Menschen, denen wir begegnen. Aber auch Düfte, Lieder oder bestimmte Filmszenen können zum Beispiel als Auslöser starker oder bisher verdrängter Emotionen wirken.
Wichtig zu wissen: Trigger sind individuell. Was bei einer Person kaum eine Reaktion hervorruft, kann bei einer anderen wiederum sehr belastend sein.
Viele Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung reagieren besonders sensibel auf bestimmte Reize – oder Trigger. Diese starke Empfindlichkeit hat oft tiefgreifende Ursachen.
Schmerzhafte Erfahrungen aus der Vergangenheit
Betroffene haben in ihrer Kindheit oder Jugend häufig traumatische Erlebnisse machen müssen – zum Beispiel Vernachlässigung oder den Verlust wichtiger Bezugspersonen. Auch wenn diese Erlebnisse lange zurückliegen, können sie innerlich noch sehr präsent sein. Ein bestimmter Satz, ein Geruch oder eine bestimmte Stimmung kann dann alte Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit oder Verlassenheit wachrufen.
Viele Betroffene haben eine tiefe Angst, nicht geliebt oder verlassen zu werden. Situationen, in denen man sich zurückgewiesen oder nicht verstanden fühlt, können diese Angst sehr stark machen – und dadurch heftige emotionale Reaktionen hervorrufen.
Die Reaktionen auf Trigger von Borderline-Betroffenen können vielfältig sein und sich auf verschiedenen Ebenen äußern. Dazu gehören:
Einen gesunden Umgang mit Triggern zu lernen ist möglich, stellt aber auch einen langen Prozess dar. Hier sind einige Strategien, die dir helfen können:
1. Trigger erkennen
Der erste Schritt ist, die eigenen Trigger zu erkennen. Das kann durch Selbstbeobachtung oder im Rahmen einer Therapie passieren. Fragen, die helfen können:
Tipp: Ein Trigger-Tagebuch kann dabei unterstützen, Muster zu erkennen.
2. Gefühle benennen und akzeptieren
Viele Menschen mit Borderline erleben Emotionen als überwältigend. Es kann helfen, kurz innezuhalten und sich zu sagen: „Ich bin gerade sehr wütend/verletzt/ängstlich – und das ist okay.“
Die Emotionen zu akzeptieren, statt sie zu bekämpfen, nimmt oft schon etwas von ihrer Wucht.
3. Stabilisierende Skills einsetzen
Sogenannte Skills sind bewährte Strategien, um mit intensiven Gefühlen umzugehen. Dazu gehören z. B.:
Diese Skills können helfen, sich in einer akuten Situation zu stabilisieren – sie ersetzen keine langfristige Bearbeitung von Triggern, sind aber ein wichtiger Baustein.
4. Innere Anteile verstehen
Viele Trigger haben mit verletzten inneren Anteilen zu tun – z. B. einem inneren Kind, das sich ungeliebt oder hilflos fühlt. In der Schematherapie kann man lernen, diesen Anteilen mit Mitgefühl zu begegnen. Die Frage „Was würde ich meinem jüngeren Ich in dieser Situation sagen?“ kann dabei helfen.
Auch priovi wurde auf Basis der Schematherapie entwickelt und begleitet dich im Umgang mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung.
5. Langfristig neue Denkmuster entwickeln
In einer Therapie geht es nicht nur um den Umgang mit akuten Triggern, sondern auch darum, langfristig neue, hilfreiche Denk- und Verhaltensmuster zu entwickeln. Das bedeutet z. B.:
Der Umgang mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ist nicht immer einfach. Aber mit Zeit, Übung und Unterstützung ist es möglich, einen angenehmeren Umgang mit möglichen Triggern zu finden. Gefühle bleiben intensiv – aber sie müssen nicht mehr das Ruder übernehmen.