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Trigger bei Borderline: Auslöser für starke Emotionen

Geschrieben von priovi Team | Apr 17, 2025 4:00:00 PM

Disclaimer:
In diesem Artikel geht es um das Thema Trigger im Zusammenhang mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Dabei werden mögliche emotionale Auslöser und deren Auswirkungen thematisiert. Bitte achte gut auf dich beim Lesen – du kannst jederzeit eine Pause machen oder dir Unterstützung holen, wenn du merkst, dass es dir nicht gut geht.

Wenn plötzlich alles zu viel wird:
Ein kleiner Moment – ein Blick, ein Satz, eine Erinnerung – und auf einmal ist da dieses intensive Gefühl: Wut, Angst, Schmerz oder Leere. Für Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung können solche Situationen Auslöser für starke emotionale Reaktionen sein. In diesem Artikel schauen wir uns an, was Trigger eigentlich sind, warum sie so heftig wirken können – und wie man lernen kann, besser mit ihnen umzugehen.


  1. Was sind Trigger überhaupt?
  2. Woher kommen Trigger bei Borderline?
  3. Welche Reaktionen können durch Trigger ausgelöst werden?
  4. Wie kann man mit Triggern umgehen? 
    1. Trigger erkennen
    2. Gefühle benennen und akzeptieren
    3. Stabilisierende Skills einsetzen
    4. Innere Anteile verstehen
    5. Langfristig neue Denkmuster entwickeln
  5. Fazit

Was sind Trigger überhaupt?

Trigger sind Reize – Gedanken, Situationen, Gerüche, Geräusche oder Worte –, die bei Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung starke emotionale Reaktionen auslösen können. Sie sind oft mit schmerzhaften Erinnerungen oder tief verwurzelten inneren Überzeugungen verknüpft. Ein scheinbar harmloser Kommentar kann ganz plötzlich zu einem Trigger für Borderline-Betroffene werden und Gefühle wie Wut, Angst, Verzweiflung oder Leere auslösen. Ein Trigger kann dabei im Prinzip alles sein, was mit unseren Sinnen erfassbar ist. Worte, Gesten oder andere Verhaltensweisen von Menschen, denen wir begegnen. Aber auch Düfte, Lieder oder bestimmte Filmszenen können zum Beispiel als Auslöser starker oder bisher verdrängter Emotionen wirken.
Wichtig zu wissen: Trigger sind individuell. Was bei einer Person kaum eine Reaktion hervorruft, kann bei einer anderen wiederum sehr belastend sein.

 

Woher kommen Trigger bei Borderline?

Viele Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung reagieren besonders sensibel auf bestimmte Reize – oder Trigger. Diese starke Empfindlichkeit hat oft tiefgreifende Ursachen.

  • Schmerzhafte Erfahrungen aus der Vergangenheit
    Betroffene haben in ihrer Kindheit oder Jugend häufig traumatische Erlebnisse machen müssen – zum Beispiel Vernachlässigung oder den Verlust wichtiger Bezugspersonen. Auch wenn diese Erlebnisse lange zurückliegen, können sie innerlich noch sehr präsent sein. Ein bestimmter Satz, ein Geruch oder eine bestimmte Stimmung kann dann alte Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit oder Verlassenheit wachrufen.

  • Gefühle, die plötzlich über einen hereinbrechen
    Menschen mit einer Borderline-Erkrankung haben oft Schwierigkeiten, starke Gefühle zu regulieren. Wenn ein Trigger etwas in einem auslöst, kann es sich anfühlen wie ein Sturm, der plötzlich losbricht – mit Wut, Traurigkeit, Verzweiflung oder innerer Leere. Und manchmal reicht dafür schon ein scheinbar kleiner Auslöser.
  • Die große Angst, verlassen zu werden

    Viele Betroffene haben eine tiefe Angst, nicht geliebt oder verlassen zu werden. Situationen, in denen man sich zurückgewiesen oder nicht verstanden fühlt, können diese Angst sehr stark machen – und dadurch heftige emotionale Reaktionen hervorrufen.

 

Welche Reaktionen können durch Trigger ausgelöst werden?

Die Reaktionen auf Trigger von Borderline-Betroffenen können vielfältig sein und sich auf verschiedenen Ebenen äußern. Dazu gehören:

  • Emotionale Reaktionen: Starke Gefühle der Angst, Panik, Wut, Trauer, Scham, Schuld oder Hilflosigkeit entstehen plötzlich.
  • Körperliche Reaktionen: Auch körperliche Symptome, wie Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Atemnot, Übelkeit oder Schmerzen, können durch Trigger ausgelöst werden.
  • Kognitive Reaktionen: Auch der Kopf scheint plötzlich verrückt zu spielen. Negative Gedanken, aufdringliche Erinnerungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Verwirrung oder ein Gefühl der Unwirklichkeit können sich einstellen.
  • Impulsive Reaktionen: Aufgrund der starken Emotionen und einem Gefühl der Überforderung können Betroffene zu Vermeidungsverhalten, Rückzug, Aggression, Selbstverletzung oder Substanzmissbrauch neigen.

 

Wie kann man mit Triggern umgehen?

Einen gesunden Umgang mit Triggern zu lernen ist möglich, stellt aber auch einen langen Prozess dar. Hier sind einige Strategien, die dir helfen können:

1. Trigger erkennen

Der erste Schritt ist, die eigenen Trigger zu erkennen. Das kann durch Selbstbeobachtung oder im Rahmen einer Therapie passieren. Fragen, die helfen können:

  • In welchen Situationen habe ich besonders heftig reagiert?
  • Welche Gedanken oder Gefühle gingen dem voraus?
  • Welche körperlichen Reaktionen habe ich gespürt?

Tipp: Ein Trigger-Tagebuch kann dabei unterstützen, Muster zu erkennen.

 

2. Gefühle benennen und akzeptieren

Viele Menschen mit Borderline erleben Emotionen als überwältigend. Es kann helfen, kurz innezuhalten und sich zu sagen: „Ich bin gerade sehr wütend/verletzt/ängstlich – und das ist okay.“
Die Emotionen zu akzeptieren, statt sie zu bekämpfen, nimmt oft schon etwas von ihrer Wucht.

 

3. Stabilisierende Skills einsetzen

Sogenannte Skills sind bewährte Strategien, um mit intensiven Gefühlen umzugehen. Dazu gehören z. B.:

  • Kalte Reize (z. B. ein Kühlpack auf den Nacken)
  • Intensive Gerüche (ätherische Öle, Pfefferminzbonbon)
  • Körperliche Aktivität (z.B. Seilspringen)
  • Achtsamkeitsübungen und Atemtechniken

Diese Skills können helfen, sich in einer akuten Situation zu stabilisieren – sie ersetzen keine langfristige Bearbeitung von Triggern, sind aber ein wichtiger Baustein.

 

4. Innere Anteile verstehen

Viele Trigger haben mit verletzten inneren Anteilen zu tun – z. B. einem inneren Kind, das sich ungeliebt oder hilflos fühlt. In der Schematherapie kann man lernen, diesen Anteilen mit Mitgefühl zu begegnen. Die Frage „Was würde ich meinem jüngeren Ich in dieser Situation sagen?“ kann dabei helfen.
Auch priovi wurde auf Basis der Schematherapie entwickelt und begleitet dich im Umgang mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung.

 

 

5. Langfristig neue Denkmuster entwickeln

In einer Therapie geht es nicht nur um den Umgang mit akuten Triggern, sondern auch darum, langfristig neue, hilfreiche Denk- und Verhaltensmuster zu entwickeln. Das bedeutet z. B.:

 

Fazit – Trigger werden nicht ganz verschwinden – aber der Umgang kann leichter werden

Der Umgang mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ist nicht immer einfach. Aber mit Zeit, Übung und Unterstützung ist es möglich, einen angenehmeren Umgang mit möglichen Triggern zu finden. Gefühle bleiben intensiv – aber sie müssen nicht mehr das Ruder übernehmen.